Erfolgreiches Jahr für Stella Deetjen und Back to Life
Hilfe hat deutliche Spuren hinterlassen
(Quelle: Back to Life e.V.)
Stella Deetjen
(Quelle: Back to Life e.V.)
Back to Life fördert seit 1996 in Indien und seit 2009 in Nepal die Verbesserung der Lebensumstände von notleidenden Menschen. Die Projekte in Indien laufen nun aus und Stella Deetjens Engagement konzentriert sich zukünftig darauf, Menschen in Nepal “Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten.
Arvind
Quelle: Back to Life e.V.
Arvind (11) ist ein aufgeweckter und neugieriger Junge, der es liebt, aus defekten Einzelteilen und Abfällen, neue motorisierte Spielzeuge zu konstruieren. Zuletzt bastelte er aus einem Stück Styropor, einem Ventilator und einer Batterie ein funktionstüchtiges Elektro-Boot, das er sogleich stolz zu Wasser ließ. Neuwertiges Spielzeug können sich Arvids Eltern nicht leisten. Der Junge lebt in einem staubigen Slum in Benares (Indien) und besucht dort die vierte Klasse einer Slumschule, in der er fleißig dafür lernt, eines Tages den Sprung auf eine staatliche Schule zu schaffen und dadurch langfristig dem Leben in Armut zu entkommen.
Viele Kinder in dem Slum müssen tagsüber ihren Eltern helfen, um den Lebensunterhalt ihrer Familien zu erwirtschaften. Fast alle Kinder sammeln vormittags Müll, von dessen Weiterverkauf die Familien ein wenig besser über die Runden kommen, bevor am Nachmittag endlich die Slumschule startet, ein Ort der Hoffnung für die Kinder und auch für Arvind, unseren kleinen Erfinder, der eines Tages Polizist werden möchte.
Die deutsche Entwicklungshelferin Stella Deetjen hat Arvind und seinen MitschülerInnen diese Hoffnung geschenkt. Mit ihrem Verein Back to Life e.V. fördert sie seit 1996 in Indien und seit 2009 in Nepal die Verbesserung der Lebensumstände von notleidenden und schwer benachteiligten Menschen. Bis zu 45.000 Menschen werden mittlerweile durch die Maßnahmen von Back to Life erreicht. Unter dem Leitgedanken “Hilfe zur Selbsthilfe“ werden die Projekte von der Gründerin Stella Deetjen initiiert.
Kürzlich hat Back to Life eine folgenschwere Veränderung vermeldet: Nach über 20 Jahren der Hilfe in Benares hat der Verein beschlossen, die Projektarbeit in Indien zu beenden. Stelle Deetjen erinnert sich: “Als ich während einer Reise nach Asien vor über 20 Jahren an den Ghats von Benares aus dem Nichts heraus begann, eine Gruppe von Leprakranken zu unterstützen, dachte ich anfangs noch, dies wäre ein vorübergehendes Engagement. Aber schließlich wurden daraus über zwei Jahrzehnte der Projektarbeit in Indien.“ (siehe: http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-36357/stella-deetjen-laesst-die-hoffnungslosen-nicht-alleine.html)
Drei Kinderheime sowie dreizehn Slumschulen hat Back to Life in Indien ins Leben gerufen und die Frauen- und Kinderrechte in den dortigen Armenvierteln gestärkt. Durch die Renovierung von Häusern und der Schaffung von sanitären Anlagen verbesserte der Verein die täglichen Lebensbedingungen einer Leprakolonie deutlich. Es wurde viel erreicht. Dennoch ist es für Back to Life nun an der Zeit, die Projekte in Benares auslaufen zu lassen. Dieser Entscheidung geht ein Jahr akribischer Überprüfungen, schmerzhafter Diskussionen und vieler Versuche voraus, die Ausgangssituation zu verbessern.
Die Arbeit in Benares sei stets ein kräftezehrender Kampf gegen Institutionen, Vorurteile und auch große Missgunst gewesen, ließ Stella Deetjen wissen. Ihr Anliegen sei es ursprünglich gewesen, jener Gruppe von Bettlern und Straßenkindern zu helfen, auf die sie einst gestoßen war, um sie in ein glücklicheres Leben zu führen. Dieses Vorhaben sei längst geglückt.
Stella Deetjen berichtet von nicht hinnehmbaren Erschwernissen ihrer Arbeit durch indische Behörden. “Seit 2016 wurden uns insgesamt 150 (!) schwer erziehbare, nicht selten kriminelle Straßenkinder vom Jugendamt in Benares jeweils kurzfristig und auf unbestimmte Zeit aufgezwungen. Außer der kompletten Verantwortung bürdete man uns ungefragt auch sämtliche Kosten für deren Unterbringung und Verpflegung auf, sowie die Kosten und Organisation ihrer Rückführung zu ihren Familien oder vorherigen Heimen, irgendwo verstreut in Indien.“ Back to Life sei gezielt und rücksichtslos ausgenutzt worden, was nicht mehr akzeptiert werden könne.
Stella Deetjen resümiert: “Wir sehen unseren Auftrag in Benares mittlerweile als erfüllt an und Back to Life arbeitet grundsätzlich nur an Brennpunkten, wo ohne eine Förderung keine weitere Entwicklung stattfindet und die Menschen in größter Not sind.“ Sie möchten daher zukünftig ihre Energie und Aufmerksamkeit vollends auf Nepal konzentrieren, wo die Projekte von Back to Life seit 2009 auf enorm positive Resonanz bei der Bevölkerung sowie auch bei den Behörden stoßen. “Mit echter Begeisterung sind die Menschen dort dabei, unsere wirkungsvollen Hilfsprogramme zu nutzen, um sich selbst Stück für Stück aus den Klauen der Armut und Hoffnungslosigkeit zu befreien.“
Schuleröffnung in Nuwakot
Quelle: Back to Life e.V.
Im zurückliegenden Jahr standen für Back to Life e.V. noch immer die Folgen des verheerenden Erdbebens, das Nepal 2015 in weiten Teilen zerstört hat und bei dem am Ende fast 9.000 Menschen ihr Leben verloren hatten, im Fokus. Im Distrikt Nuwakot wurden ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Back to Life erklärte sich umgehend bereit, zeitgleich sechs Schulen wiederaufzubauen. In einem für den Verein nie zuvor dagewesenen Großprojekt gelang es, die Gebäude unter schwierigsten Umständen in den Bergregionen zu errichten. Nach eineinhalb Jahren Unterricht in provisorischen Bretterverschlägen waren die Schülerinnen und Schüler bei den Eröffnungsfeierlichkeiten sichtlich aufgeregt und stolz auf ihre neuen Schulen.
Neuland betrat der Verein mit der Wiederherstellung der Wasserversorgung in dem nepalesischen Dorf Bhaduwar. Auch dieses Bergdorf wurde während des Erdbebens nahezu ausradiert und seine 538 Bewohner mussten hilflos mit ansehen, wie ihre Häuser Teil einer einzigen Trümmerwüste wurden. Die Wasserversorgung des Ortes wurde damals völlig zerstört. Back to Life gelang es nicht nur, die durch das Beben zerstörten Leitungen wieder funktionstüchtig zu machen, sondern die gesamte Anlage erheblich zu verbessern. Mussten die Menschen bislang einen zeitaufwendigen und beschwerlichen Weg auf sich nehmen, um an sauberes Wasser zu gelangen, gibt es nun elf Wasserstellen in ihrer unmittelbaren Umgebung.
Geburtshauseröffnung in Gamtha
Quelle: Back to Life e.V.
Selbstverständlich wurde im zurückliegenden Jahr das Geburtshaus-Projekt in der Bergregion Mugu fortgesetzt (s. http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-36850/stella-deetjen-und-die-vergessenen-menschen-von-mugu.html). In den Orten Gamtha und Khamale konnten neue Geburtshäuser eingeweiht werden. Die Freude vor Ort war groß, denn endlich sind keine Geburten in Kuhställen und der freien Natur mehr nötig. Bereits kurz nach der Eröffnung wurden die ersten beiden “Back to Life-Babys“ geboren. Eine der beiden Mütter, die 24-jährige Hasu Rawell erzählte nach der Geburt ihres Sohns: “Ich war schon voller Sorge, dass ich mein Kind noch vor der Eröffnung des Geburtshauses bekomme. Dann hätte ich es doch noch in einem Kuhstall zur Welt bringen müssen. Jetzt bin ich überglücklich, dass alles so gut verlaufen ist“.
Sarita mit ihrer Mutter
Quelle: Back to Life e.V.
2017 ist das 500. Baby in einem der Geburtshäuser geboren worden. Das Mädchen mit dem Namen der Hindu-Göttin “Sarita“ kam wie alle Babys zuvor bei bester Gesundheit zur Welt. Die Geburtshäuser sind Meilensteine im Kampf gegen die noch immer viel zu hohe Mütter- und Kindersterblichkeitsrate in Mugu. In Nepal stirbt heutzutage noch alle vier Stunden eine Frau während der Schwangerschaft. 80% aller Geburten finden zuhause statt, ohne jegliche Unterstützung von Hebammen. Die Wichtigkeit von Geburtshäusern – vor allem in den Bergen Mugus – kann deshalb kaum hoch genug eingeschätzt werden.