Damien Rice live im Tanzbrunnen Köln
“A true musician“
(Quelle: Mario Graß)
Der irische Vollblutmusiker und Songwriter Damien Rice gab am Montagabend ein Open-Air-Konzert im Kölner Tanzbrunnen und versetze mit seinen oftmals tieftraurigen Songs die rund 4000 Zuschauer in eine romantisch-melancholische Stimmung.
Behutsam und geradezu im Zeitlupentempo, um keinesfalls das andächtig lauschende Publikum zu stören, rollt der Angestellte des Getränkestandes einen mit Leergut gefüllten Einkaufswagen über das Kopfsteinpflaster im Kölner Tanzbrunnen. Als Damien Rice etwa eine Stunde zuvor die Bühne betreten hat, gingen die ersten Töne des Openers “The Professor and La Fille danse“ nicht wie man es von Konzerten kennt im Willkommensjubel unter, sondern es wurde sogleich mucksmäuschenstill im Publikum. Jeden noch so leisen Ton möchten die Zuhörer wahrnehmen und genießen.
Nahezu mittellos zog Damien Rice einst als Straßenmusiker durch Europa, gründete später eine Band, mit der er in Kneipen in Dublin auftrat. Als ein Plattenvertrag greifbar war, der aber auch künstlerische Kompromisse mit sich gebracht hätte, verließ er die Band, um seinen eigenen Weg zu verfolgen. Mit dem Produzenten David Arnold nahm er 2002 sein erstes Album ‚O‘ auf – ein melancholisches Werk mit tieftraurigen Songs, von denen ‚The Blower`s Daughter‘ und ‚Cannonball‘ internationale Hits wurden.
Damien Rice nimmt sich viel Zeit für seine Musik und hat somit bis heute lediglich drei Alben veröffentlicht – zuletzt das vor zwei Jahren erschienene “My favorite faded Fantasy“. Rice ist ein Perfektionist, der hohe Ansprüche an seine Musik stellt, sich dabei aber in keiner Weise an Radiotauglichkeit, Hitpotenzial oder Massengeschmack orientiert.
Dieses hat einerseits zur Folge, dass der Kölner Tanzbrunnen nur etwa zu einem Drittel gefüllt ist, andererseits die Anwesenden jeden seiner Songs zu kennen scheinen und andächtig lauschen. Rice biete eine One-Man-Show, steht allein im Scheinwerferlicht auf der eher kargen Bühne, vervielfacht jedoch gelegentlich mit Loops seine Stimme sowie seine Gitarre und schraubt somit die Lautstärke urplötzlich nach oben und verwandelt seinen klassischen Songwritersound, die gefühlvolle Stimme zur dezenten Gitarrenbegleitung, in expressive und überraschend experimentelle Klanggemälde.
Zwischen den Songs spricht Rice mit leiser Stimme zu seinen Zuhörern, unter denen eine entspannte Stimmung herrscht und als er “The Blower´s Delight“ anstimmt und wiederholt die Zeilen “I can´t take my eyes off you“ in die anbrechende Nacht fleht, wiegen sich einige Zuschauer bei geschlossenen Augen zur Musik, die Umarmungen der Paare werden enger und die ausgetauschten Küsse inniger.
Hanna Leess / Quelle: Mario Graß
Für die Zugaben bittet Damien Rice Hanna Leess und ihre Band, die zuvor als Supportact aufgetreten waren, zurück auf die Bühne und beendet mit einer Hommage an den kürzlich verstorbenen Musiker Prince und einer gefühlvollen Version dessen Hits “When doves cry“ das Konzert. Damien Rice ist ein Künstler, der unbeirrbar seinen ureigenen Weg zu gehen scheint und vermutlich verleiht genau dieses ihm die Gelassenheit, die er zu jeder Sekunde des Auftritts ausstrahlt. Eine Zuschauerin fasst ihre Eindrücke nach dem Konzert in einem Facebook-Kommentar zusammen und spricht damit vermutlich für Viele: “You are a true musician. Thank you for letting me feel so much.“