US-Kriegsvertanen unterstützen Proteste gegen Öl-Pipeline in Dakota
“Ihr seid nicht allein!“
Quelle: Standing-Rock-Rising
Tausende US-Militärveteranen sind in den vergangenen Stunden in North Dakota eingetroffen, um sich schützend vor die dort demonstrierenden Ureinwohner und Umweltschützer, die sich seit Monaten gegen eine geplante Ölpipeline zur Wehr setzten, zu stellen.
Die ersten Veteranen erreichen das Camp
(Quelle: standwithstandingrocknodapl)
Spätestens als die Konfrontation zwischen den Demonstranten und den militärisch aufgerüsteten Polizeikräften vor einigen Tagen eskalierte, Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer zum Einsatz kamen und knapp 200 Demonstranten verletzt wurden, formierte sich – wohl zunächst für alle Beteiligten überraschend – eine einflussreiche Vereinigung, um den zunehmend wehrlos erscheinenden Demonstranten zur Seite zu stehen. Innerhalb weniger Tage schlossen sich, mithilfe sozialer Medien, tausende US-amerikanischer Kriegsveteranen zusammen, um die für morgen angeordnete Räumung des Camps zu verhindern.
German Daily News berichtete von den zunehmend eskalierenden Protesten gegen die geplante Öl-Pipeline in North Dakota. (http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-81684/proteste-gegen-oel-pipeline-in-north-dakota-eskalieren.html) Die besagte Pipeline soll über eine knapp 1900 Kilometer lange Strecke Rohöl vom US-Bundesstaat North Dakota bis zu einem Erdöl-Terminal in Illinois befördern und wird dabei den Missouri unterqueren, aus dem der in Dakota beheimatete Stamm der Standing Rock Sioux sein Trinkwasser bezieht.
Die amerikanischen Ureinwohner befürchten, dass die Gewässer durch Lecks in der Leitung verseucht werden könnten. Darüber hinaus wehren sich die Sioux gegen den Bau, da die Pipeline heilige Grabstätten sowie Gebetsorte ihrer Vorfahren zerstören würde.
(GDN berichtete: http://www.mariograss.germandailynews.com/bericht-80760/der-kampf-der-sioux-gegen-die-dakota-access-pipeline.html).
Am Samstag trafen etwa 2000 Veteranen in dem seit Monaten wachsenden Protestcamp ein, um zunächst mit den dortigen Stammesführern, den bevorstehenden Einsatz zu erörtern. Auch erste Gespräche zwischen einem der führenden Köpfe der Veteranenvereinigung, Wesley Clark jr., Sohn des pensionierten US-Generals Wesley Clark, und den Polizeikräften haben bereits stattgefunden.
Es ist zu hoffen, dass dieses Engagement nicht zu einer Eskalation der Situation beiträgt, sondern, entsprechend den erklärten Absichten, das Gegenteil bewirkt. Die Veteranen haben versichert, sie kämen unbewaffnet, um als “menschliche Schutzschilde“ zu fungieren und die Behörden sowie die militärisch auftretende Polizei zu veranlassen, auf Gespräche, statt auf Drohungen zu setzen.
“Mehr als jemals zuvor in meinem Leben empfinde ich, dass es meine Pflicht ist, hierherzukommen und mich zwischen die Geschosse und Wasserwerfer auf der einen Seite und die Demonstranten auf der anderen Seite zu stellen“, erklärte Anthony Murtha, ein 29-jähriger Marineveteran aus Detroit, seine Motivation, sich auf den Weg Richtung Standing Rock zu machen.
Ähnlich bringt es Jade Emilio Snell zum Ausdruck: “Als Veteranen haben wir einen Eid auf die Verfassung geschworen und darauf, diese gegen Feinde, ausländische wie inländische, zu verteidigen. Deshalb bin ich hier – um das amerikanische Volk zu schützen“ und Will Thompson ergänzt: “Ich war im Irak, als Präsident Bush dazu aufgerufen hat. Ich war in Afghanistan als Präsident Obama dazu aufgerufen hat, aber erst hier in Standing Rock habe ich das Gefühl tatsächlich der amerikanischen Bevölkerung zu dienen. Dieses Mal kämpfe ich nicht für Unternehmensinteressen, sondern für die Menschen.“
Die Zahl der anwesenden Veteranen, die aus dem gesamten Land anreisen, wird in den kommenden Stunden weiter steigen. Vor dem Camp reißt die Schlange der einfahrenden Fahrzeuge nicht ab und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard twitterte: “Der Flughafen von Bismarck (Hauptstadt des Bundesstaates North Dakota, Anm. des Autors) ist überfüllt mit Veteranen, die aus dem ganzen Land hierherkommen.“ Auch ist German Daily News bekannt, dass weitere Busse mit Veteranen aus verschiedenen Teilen der USA unterwegs sind und in den kommenden Stunden eintreffen werden.
Angie Secrest, einstige Sanitäterin in der US-Armee, hatte auf Videos gesehen, wie Demonstranten bei Minustemperaturen über Stunden Wasserwerfern ausgesetzt waren und sich entschieden sowohl ihr medizinisches Know-how einzubringen, als auch Medikamente, thermische Decken und weitere medizinische Materialien in das Camp zu bringen und somit die dortige medizinische Versorgung zu unterstützen. “Als ich diese Videos gesehen habe, dachte ich, es sieht dort aus wie in einem Kriegsgebiet. Wir wollen die Sioux-Indianer unterstützen. Sie mögen vielleicht das Gefühl haben, dass sie da draußen alleine sind… Aber sie sind es nicht!“